Landesbau
Amtsgericht Rudolstadt: Umbau, Sanierung und Neubau Amtsgerichtsgebäude
Marktstraße 54, 07407 Rudolstadt | →
Sachbereich
Landesbau, Standort Erfurt, Sonderprojekte
Bauwerksart
Bestandsgebäude und Erweiterungsneubau, Gerichtsgebäude
Errichtung 1853-1905
Netto-Raumfläche
4.359 m²
Gesamtbaukosten
13.915.000 €
Bauzeit
05/2016 - 08/2019
Architekt
ARGE Rudolstadt
gildehaus.partner architekten, Weimar
Architekturbüro Dr. Krause + Pfohl, Weimar
Baubeschreibung
Das Amtsgericht Rudolstadt lässt sich aus bauhistorischer Sicht in drei Bauteile einteilen. Der Hauptbaukörper des Gerichts wurde um 1905 errichtet und weist vielfältige dekorative Elemente im Jugendstil auf. Im Jahre 1887 entstand der sogenannte Zwischenbau zwischen Hauptbau des Gerichts und Zellentrakt. Ältester Baukörper im Gesamtensemble ist der Zellentrakt aus dem Jahre 1853. Dieser wurde zunächst als Psychiatrische Anstalt genutzt, später diente er der Haftunterbringung.
Der Hauptbaukörper aus dem Jahre 1905 wurde behutsam unter denkmalpflegerischen Aspekten saniert und die gestalterischen Schmuckelemente restauriert und wieder hergestellt. Die aus der Neustrukturierung der Justizverwaltung im Land Thüringen resultierenden erweiterten Anforderungen (z.B. Sicherheitsanforderungen) wurden in die funktionellen Abläufe integriert. Dabei wurden alle Hauptfunktionen in den oberirdischen Geschossen konzentriert. Im Untergeschoss wurden Nebenfunktionen eingeordnet, da durch hohe Grundwasserstände sowie die Nähe zur Saale (und daraus resultierende Hochwassergefahr) eine realistische potentielle Gefährdung vorliegt.
Durch klar strukturierte Eingriffe konnte der ehemalige Zellentrakt in hochwertige, moderne Archivflächen umgewidmet werden. Im Gerichtsgebäude wurden dadurch wertvolle Raumflächen freigegeben. Um die Archivflächen im Zellentrakt sinnvoll einzurichten, wurden sämtliche alte Innenwände abgebrochen und neue Decken eingebaut. Im Bereich des ehemaligen Zwischenbaus wurde ein kompletter neuer Baukörper eingesetzt. Die Erschließung beider Gebäudeteile erfolgt über das denkmalgeschützte Hauptgebäude.
Der Hauptbaukörper des Gerichts nimmt alle gerichtsspezifischen Nutzungen wie Justizwache, Verhandlungssäle, Vorführzellen und einen Großteil der Geschäftsstellen auf. Alle Geschäftsstellen mit hohem Publikumsverkehr sind im Erd- und 1. Obergeschoss angeordnet. Im 2. OG befinden sich die nicht öffentlichen Bereiche (Richter, Verwaltung). Die Verhandlungssäle befinden sich ebenfalls im Erd- und 1. Obergeschoss. Dort liegen auch die Gäste - WCs und barrierefreie Sanitäranlagen, während die Sanitärbereiche für die Mitarbeiter über alle Geschosse gleichmäßig verteilt sind. Die Umkleide- und Waschräume der Bediensteten der Justizwache befinden sich im Kellergeschoss. Die Funktionen des Grundbuchamtes sind im neu errichteten Zwischenbau mit direkter Anbindung an den Archivbereich im ehemaligen Zellentrakt angeordnet. Die Archivflächen wurden mit modernen Rollregalanlagen ausgestattet. Der Dachraum bleibt als Kaltdach ungenutzt und dient lediglich als Aufstellfläche für die Lüftungstechnik. Das Dachtragwerk und die Dachdeckung des Gerichts wurden bereits im Jahr 2010 im Rahmen einer vorgezogenen Teilmaßnahme saniert.
Gebäude und Freianlagen sind, soweit dies bei einem Bestandsgebäude unter dem Denkmalschutzaspekt möglich ist, in Anlehnung an die Forderungen der DIN 18040 konzipiert. Die barrierefreie Erschließung aller öffentlichen Bereiche ist sicher gestellt.
Erfurt, 03.12.2020