Landesbau
Amtsgericht Mühlhausen: Sanierung des Altbaus und Errichtung eines Erweiterungsneubaus
Untermarkt 17, 99974 Mühlhausen | →
Sachbereich
Landesbau, Standort Erfurt
Bauwerksart
Bestandsgebäude und Erweiterungsneubau, Gerichtsgebäude
Errichtung im 13. Jahrhundert
Netto-Raumfläche
3.550 m²
Gesamtbaukosten
10.600.000 €
Bauzeit
2012 - 2016
Architekt
ARGE Amtsgericht Mühlhausen
Hartmann + Helm Architekten, Weimar
Junk & Reich Architekten BDA, Weimar
Baubeschreibung
Das Gebäude des Amtsgerichts Mühlhausen befindet sich in zentraler Lage in der Altstadt von Mühlhausen. Es ist umgeben von historischen Stadthäusern und der Stadtmauer. Die landeseigene Liegenschaft Am Untermarkt 17 ist ein prägender Bestandteil des Denkmalensembles "Altstadt Mühlhausen". Das heutige Amtsgerichtsgebäude steht an der Stelle und beinhaltet bauliche Teile des ehemaligen Stadthofes des Klosters Volkenroda aus dem 13. Jahrhundert und des um 1856/59 integrierten östliche Seitengebäudes "Zum Wilden Mann". Ein ehemaliges Nebengebäude und der Gefängnisbau wurden schon in der Vergangenheit abgerissen.
Mit dem Planungsbeginn für die grundhafte Sanierung des Amtsgerichtsgebäudes erfolgten intensive bauhistorische/restauratorische Untersuchungen und Befundungen zur Entwicklung der denkmalpflegerischen Zielstellungen mit den Denkmalbehörden. Des Weiteren wurden umfangreiche Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen mit Unterbringungsvarianten erarbeitet.
Das Ergebnis der Entwurfsplanung ersetzt jetzt ein neuer Erweiterungsbau das im Rahmen der Sanierungsplanung aufgegebene Hinterhaus.
Der heutige Dienstsitz des Amtsgerichts stellt sich als ein Komplex aus drei miteinander verbundenen Baukörpern dar. Der Altbau grenzt als Hauptgebäude das Grundstück zum Untermarkt ab und bildet auch weiterhin den nach außen erlebbaren Gerichtsgebäudeteil. Das neue Hinterhaus im Innenhof bildet als dezent gestalteter L-Flügel mit einem eingedrehten Satteldach eine gelungene Erweiterung des Amtsgerichts. Einzig die nach außen ablesbaren Sitzungssäle akzentuieren das Gebäude. Aufgrund des schwierigen Baugrundes musste der Erweiterungsbau zum Teil auf Bohrpfählen gegründet werden. Der neu geschaffene Verbindungsbau zwischen dem sanierten Altbau und dem neuen Hinterhaus nimmt das zentrale Treppenhaus und den Aufzug auf und erschließt damit alle Geschosse beider Baukörper.
Die Innenraumkonzeption erhielt eine sensible Gestaltung mit Materialien und Farben, die sich in das historische Gefüge gut integrieren, die Würde des Amtsgerichts unterstreichen und mit einer Modernität den Zeitgeist gelungen wiedergeben.
Im heutigen Gebäudekomplex sind alle zeitgemäßen Anforderungen an ein Amtsgerichtsgebäude einschließlich der Barrierefreiheit realisiert. Das Amtsgericht beherbergt heute sechs Sitzungssäle für die Zivil-, Straf- und freiwillige Gerichtsbarkeit. Neben den Büro- und Verwaltungsräumen sind u. a. das Grundbuchamt, diverse Servicestellen, eine Zahlstelle, die Verwahrzellen und Archivflächen untergebracht. Der Innenhof mit 46 KFZ-Stellplätzen und Fahrradabstellmöglichkeiten wird vom Untermarkt aus über eine Gebäudedurchfahrt erreicht und erstreckt sich bis zur historischen Stadtmauer.
Erfurt, 03.12.2020